Gelesen von Stefan Franke
Eine Unsitte, die leider vielfach verbreitet ist, möchte ich hier zur Sprache bringen, und zwar das Herausschneiden und Herausreißen von Modebildern aus den in Kaffeehäusern aufliegenden Modejournalen und Zeitschriften.
Abgesehen davon, dass das eine Beschädigung fremden Eigentums ist, sieht es nichts weniger als schön aus, wenn man so ein zerfetztes Blatt in die Hand bekommt. Wie oft hörte ich schon den Cafetier darüber klagen! Selbst die auf jeder Seite des Blattes gedruckte Bitte bleibt unberücksichtigt. Da bekommt man oft so ein Blatt in die Hand, wo nicht nur ein Loch in der Mitte der Seite herausgerissen ist, nein, da fehlt mitunter oft die ganze Seite! Schonungslos, ohne Rücksicht darauf, dass auch noch andere Leute diese Journale ansehen wollen, werden die Blätter beschädigt, um irgendeinen Hut, eine Bluse oder sonst irgendetwas zu kopieren.
Auch aus den Kunstblättern, die zumeist sehr teuer sind, werden die Kunstbeilagen herausgerissen, und die anderen Lesen können sich die Bilder denken.
In einem großen Stadtcafé habe ich einmal eine Szene erlegt, die für die betreffende Dame nichts weniger als angenehm war: Der Markör beobachtete eine Dame, als sie ein Bild aus einer Zeitschrift herausriss; als es zum Zahlen kam, musste sie den Preis für das ganze Modeblatt trotz großer Entrüstung ihrerseits erlegen, und dafür konnte sie sich das beschädigte Blatt mitnehmen. Diese Strafe war gewiss ganz recht und die Dame hatte auch noch den Spott der in der Nähe sitzenden Gäste zu fühlen und war gezwungen, verschiedene Bemerkungen anzuhören.
Wie möchten die Journale denn aussehen, wenn jeder Gast ein Blatt herausreißen würde?